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Von den Amphibien kommen die Frösche am zahlreichsten im Regenwald vor. Anders als die in gemäßigten
Klimazonen lebenden Frösche, die meist auf einen Lebensraum nahe dem Wasser beschränkt sind, kommen
tropische Frösche am häufigsten in Bäumen und seltener an Gewässern oder auf dem Waldboden vor. Die hohe
Luftfeuchtigkeit des Regenwaldes und die häufigen Regenschauer verleihen den tropischen Fröschen somit
mehr Freiheit, sich in den Bäumen zu bewegen und den vielen Räubern in den Gewässern zu entgehen.
Die Unterschiede zwischen den gemäßigten und den tropischen Fröschen erstrecken sich über deren
Lebensgewohnheiten hinaus. Fast alle gemäßigten Frösche legen ihren Laich im Wasser ab, die Mehrheit der
Regenwaldarten hingegen auf der Vegetation oder im Boden.
Beim Verlassen des Wassers vermeiden Frösche Eierräuber wie Fische, Shrimps, Wasserinsekten oder
Insektenlarven. Mehrere Froscharten, einschließlich des amerikanischen Glasfrosches, legen ihren Laich
auf der über dem Wasser hängenden Vegetation ab. Das feuchte Klima hält den Froschlaich feucht und wenn
die Kaulquappen schlüpfen, fallen sie in das darunter liegende Wasser.
Glasfrösche sind auch deshalb interessant, weil sie durchsichtig sind, mit Ausnahme der sichtbaren
Organe und der schwachen gelben Flecken, die einige Arten aufweisen. Diese gelben Flecken erinnern an
einen Froschlaich, was reicht, um Räuber zu narren. Andere Froscharten entwickeln sich im Laich bereits
zu kleinen Fröschen, entschlüpfen als voll ausgebildete Frösche und umgehen damit das
Kaulquappen-Stadium.
Schutzmantel aus zweiter Hand
Pfeilgiftfrösche wappnen sich mit Substanzen, die sie mit der Nahrung gewinnen. Mit ihrem grellen
Kolorit signalisieren Farbfrösche hungrigen Räubern: Achtung, tödliche Beute! Die hochwirksamen Gifte,
die die Tiere in der Haut tragen, sind jedoch meist keine biochemischen Eigenkreationen der Amphibien,
sondern ein stibitzter Schutz, aufgenommen mit der Nahrung.
In Gefangenschaft verlieren die bunten Frösche, die Jägern des Regenwaldes das Gift für die Pfeile
liefern, allmählich ihren molekularen Schild. Für einen Zusammenhang zwischen Speiseplan und
Schutzmantel spricht auch, dass Exemplare derselben Art über andere Abwehrstoffe verfügen, wenn sie in
unterschiedliche Biotopen leben.
Die bei der Feuerameise Solenopsis azteca entdeckten Biomoleküle (Alkaloide) sind fast identisch mit
denen, die der Erdbeerfrosch Dendrobates pumilio auf der Haut trägt. Die Substanzen durchlaufen den
Verdauungstrakt offenbar unverändert und werden dann durch die Stoffwechselmaschinerie der Körperzellen
lediglich an einer einzigen Stelle geringfügig modifiziert. Also müssen diese Ameisen die Quelle der
Gifte sein, zumal sie auf dem Speiseplan von Dendrobates stehen.
Dieses Beispiel unterstreicht die verflochtenen Beziehungen der Organismen in einem Ökosystem:
Verschwinden die Ameisen, weil etwa der Mensch ihnen mit Insektiziden zu Leibe rückt, dann verliert der
Frosch seinen Schutzmantel und wird zu einer bekömmlichen Beute.