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Ich schließe mich zunächst direkt der Aussage des britischen Naturforschers Alfred Russel Wallace an,
dass in bzw. um Neuguinea die „schönsten und außergewöhnlichsten gefiederten Bewohner der Erde leben”.
Das schrieb er Mitte des 19. Jahrhunderts auf seiner Südostasien-Reise, als er zum ersten Mal
Paradiesvögel in den Regenwäldern beobachtete. Kein Tier der Welt veranstaltet einen so feurigen
Balztanz wie das Paradiesvogel-Männchen. Kaum zu glauben, dass diese schillernden Exoten mit unseren
Krähen verwandt sind. Wer im Dschungeldickicht nicht auffällt, hat schon verloren. Und so zaubern die
Männchen bei der Balz alles hervor, was in ihnen steckt.
Die einen fächern ihre sattgelben Seitenfedern zum Sonnenball, andere stellen schwarzglänzende
Schmuckfedern zum Tanzröckchen auf. Wieder andere tragen kurzfedrige Umhänge, Halskrausen oder wippende
Antennen an Kopf oder Schwanz. Dazu gibt’s Farbenfeuer vom Feinsten: Hauben, Kehlen, Kopf- und
Brustbänder leuchten mal rot, grün, blau und gelb durchs Blätterwerk. Und weil das alles wohl noch nicht
reicht, um Weibchen zu beeindrucken, wird getanzt, gerockt, gehüpft, gesprungen und geschwungen,
gepfiffen und gesungen – bis endlich eine anbeißt. Bei manchen Arten tanzen ein paar Männchen gemeinsam
auf ausgewählten Balzplätzen um die Gunst der Weibchen, die ringsum die Zuschauer-Äste besetzen. Andere
Arten bevorzugen den Solotanz, um ein Weibchen zu erobern.
Nur die Krähen verließen einst das „Paradies“, denn die sogenannten Paradies- und Laubenvögel haben
einen gemeinsamen Ursprung – sie alle lebten in der heutigen Inselwelt von Neuguinea und Australien.
Damals hingen die Inseln allerdings noch mit dem australischen Kontinent zusammen, denn der
Meeresspiegel lag über 100 Meter niedriger als heute. Vor Millionen Jahren teilte sich der gemeinsame
Stammbaum dann in zwei Hauptäste: Die Krähenvögel schlugen einen eigenen Weg ein und eroberten die ganze
Welt. Die Paradies- und Laubenvögel blieben dort, wo sie waren. Heute sind rund 40 verschiedene
Paradiesvogelarten bekannt – die meisten leben auf Neuguinea, der zweitgrößten Insel der Erde. Die
restlichen Arten leben auf den indonesischen Molukken-Inseln und im Norden Australiens.
Er tanzt, sie arbeitet
Nach der Paarung hat er seine Schuldigkeit getan – jedenfalls bei den meisten Paradiesvogelarten. Sie
leben nicht als Paar zusammen, sondern das Weibchen baut allein ein robustes Nest aus Blättern, Farnen
und Zweigen in die Astgabel und brütet dort ein bis zwei Eier aus. Die Weibchen sind übrigens
unscheinbar, was auch perfekte Tarnung ist. Die Jungen werden nur von der Mutter versorgt. Auf dem
Speiseplan stehen Früchte, Nüsse, Insekten und – je nach Art – auch kleine Reptilien.
Wer ist der Schönste im Regenwald?
Jede Art unterscheidet sich von der anderen – in Größe, Farbe und Balztanz. Der kleinste ist der Königsparadiesvogel – er ist nur 16 cm lang, gilt aber als einer der schönsten und ist von allen am weitesten verbreitet. Einer der größten und beeindruckendsten ist der Raggi-Paradiesvogel, der auch den Namen Göttervogel trägt. Er selbst ist mit 33 cm so groß wie eine Krähe – aber mit seinen orange-roten Schmuckfedern kommt er auf stolze 70 Zentimeter.