Tropische Infektionsrisiken

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Die Kehrseite der Vielfalt

Der hohen Artendiversität in den Tropen entspricht ein enormer Reichtum an potentiellen Krankheitserregern. Je mehr der Mensch in die Wälder vorstößt oder sie zerstört, umso mehr riskiert er, dass unbekannte Keime auf ihn überspringen und Infektionen auslösen, mit denen er nicht oder nur schwer fertig wird.

Viren sind unsere einzigen und echten Rivalen um die Herrschaft über den Planeten. Tatsächlich haben keine Lebewesen unserem Kampf gegen die Natur so souverän widerstanden wie die Parasiten, vor allem die Viren, Bakterien und Pilze. Die Lehrbücher der Infektionskrankheiten führen fast 400 Plagegeister auf, die sich im Menschen vermehren, dessen Gesundheit schädigen oder ihn umbringen. Seuchenmediziner fürchten sogar, dass sich eine große Zahl gefährlicher Erreger bislang verborgen hält - abseits der menschlichen Zivilisation, unter dem immergrünen Laubdach des tropischen Regenwaldes.

Dort, wo die Evolution eine immense Vielfalt des Lebens hervorgebracht hat, finden auch jene meist mikroskopisch kleinen Parasiten ideale Entfaltungsmöglichkeiten. Sie schlummern etwa in Wildtieren, deren Immunsystem sich in einem langen Prozess der Koevolution mit den winzigen Plagegeistern arrangiert hat und sie ziemlich symptomlos toleriert.

Isoliert in unwegsamen Waldlandschaften, waren diese Erreger bislang keine große Gefahr für die Menschheit. Nun aber scheint es, als würden sie mit zunehmender Erschließung und Ausbeutung der Regenwälder in die besiedelte Welt katapultiert. Allein in den letzten 30 Jahren entdeckten Wissenschaftler 40 neue Krankheitskeime, von denen die meisten aus den Tropen stammen, z.B. Ebola oder das HI-Virus. Oder jenes Hendra-Virus, das vermutlich seit Jahrtausenden in friedlicher Koexistenz mit seinen Fledermaus-Wirten gelebt hat.

Ob, wann, wie und warum die kleinen Killer ihr Refugium erweitern und spontan auf neue Wirte wie den Menschen überspringen, gehört zu den Geheimnissen der Natur. Erst in Ansätzen erahnen Forscher das subtile Zusammenspiel von Anpassung und Selektion, von Ökologie und Genetik. In detektivischer Kleinarbeit suchen sie im Wirrwarr der schier unbegrenzten Möglichkeiten nach wiedererkennbaren Mustern und scheitern doch meist am Erfindungsreichtum der Mikroben.

Solche Fahndung nach dem natürlichen Reservoir des Erregers ist die Hauptaufgabe der Seuchenmedizin. Erst wenn der Wirt entlarvt ist, eröffnen sich Möglichkeiten der Prävention. An ihm lassen sich die Mechanismen gegenseitiger Anpassung studieren und daraus wiederum Ansätze für die Impfstoffforschung oder eine Therapie entwickeln.

Sobald die WHO Nachricht von einer (neuen) Epidemie erhält, schickt sie Seuchenmediziner ins Ausbruchsgebiet. Wie eine Feuerwehr, die schon während der Löscharbeiten den Brandherd sucht, analysiert diese “Taskforce” das Muster der Epidemie, rekonstruiert Übertragungswege und versucht, die Infektionsquelle zu orten.

Hinweise zur Infektionsprophylaxe

Jeder sollte selbstverständlich eigenverantwortlich mit seiner Gesundheit umgehen. Wer Gebiete ohne Infrastruktur auf eigene Faust bereisen möchte, muss sich zuvor auch mit gesundheitlichen Risiken vertraut machen. Insbesondere an kleinere Verletzungen infolge von Ungeschicklichkeiten sollte gedacht werden.

Es gibt für die meisten tropischen Länder Impf-Prophylaxe-Empfehlungen, die zum Teil sogar vorgeschrieben sein können. Dazu existieren im Netz zahlreiche offizielle Informationen, weshalb ich hier nicht auf einzelne Infektionskrankheiten und deren Symptome eingehen will. Ich möchte allerdings bei Eigenrecherchen grundsätzlich zu bedenken geben, dass das Thema Gesundheit auch ein kommerzielles Geschäft ist und manche Prophylaxemaßnahmen, zu denen man sich möglicherweise gedrängt sieht, übertrieben oder unnötig sein können. Die in diesem Zusammenhang angebotenen Beratungen von sogenannten, auf Tropenmedizin spezialisierten Arztpraxen zählen meiner Meinung nach auch dazu.

Weitere Gesundheits-Prophylaxe-Tipps und Hinweise speziell zum Regenwald-Trekking finden sich ➔ HIER.