
Nicht gerade schön, dafür sind Blutegel harmlos.

Die größte Plage schlechthin. Da gibt’s einfach nichts schönzureden.

Orientierung? Finde den Weg! Unmöglich allein! Niemals ohne ortskundige Begleitung losziehen!

Ohne ortskundigen Guide im Urwald der Insel Waigeo mit illustren, selbsternannten Survival-Experten unterwegs zu sein, stellt eine hochriskante Aktion dar und gleicht einem Himmelfahrtskommando!

Heikle Situation? Permanent! Ab-, Ausrutschen, Hinfallen sind kaum vermeidbar und müssen toleriert werden, möglichst unverletzt.
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Hier gebe ich ein paar allgemeine und hilfreiche Tipps, zu Bedingungen, auf die man sich im Regenwald
einstellen muss und zur Packliste. Sie beziehen sich eher auf größere, mehrtägige Touren und sind nicht
als verbindlich oder vollständig auszusehen, sondern basieren auf meinen persönlichen Erfahrungen.
Auf welche Unannehmlichkeiten sollte man im Regenwald gefasst sein?
Unerfahrene müssen sich darüber im Klaren sein, dass Regenwald-Trekkingtouren definitiv nichts mit
Wanderungen in heimischen Wäldern gemeinsam haben. Mal geht es hüfttief durchs Wasser, mal durch
Schlamm- und Sumpfgebiete, dann wieder kletternd oder balancierend voran. Es ist somit ein permanenter
Wechsel der Bedingungen und Anforderungen. Die Bewältigung einer 1km-langen Strecke (Luftlinie) kann
wegen vieler Hindernisse und Umwege mehrere Stunden dauern. Aber die Dauer sollte relativ egal sein,
denn der Weg ist das Ziel. Dabei können hauptsächlich Mücken, Blutegel und manchmal aggressive Ameisen
zum Teil sehr unangenehm in Erscheinung treten.
Auch längere Zeit der Dauernässe ausgesetzt zu sein, ist alles andere als angenehm. Z.B. nach einem
Marsch im Regen, wenn man anschließend keine Trocknungsmöglichkeit findet und das Gepäck ebenfalls
durchnässt ist. Feuchtes organisches Material (Baumwolle) kann dann im Rucksack schnell schimmeln.
Wer im gewohnten Leben Wert auf ein gepflegtes Äußeres legt und das auch von seinen Mitmenschen
erwartet, muss imstande sein, während einer Trekkingtour darauf zu verzichten. Klar sollte auch sein,
dass man den Regenwald nicht zum Zweck kulinarischer Höhenflüge durchquert.
Über welche körperlichen Voraussetzungen sollte man verfügen?
Unter den gegebenen schwül-warmen Bedingungen sind Sportlichkeit, Beweglichkeit und eine gute
körperliche Konditionierung die wichtigsten Grundvoraussetzungen für derartige Aktivitäten, denn es geht
oft nur kletternd, kriechend, balancierend oder hängend voran. Ausdauersportler und Personen mit
Kletter-Erfahrungen sind hier klar im Vorteil. Schlecht konditionierte Personen kann ich von solchen
Vorhaben nur abraten! Zudem steigt die Verletzungsgefahr.
Welche Körperhygiene-Anforderungen sind zu beachten?
Obwohl, je nach Anstrengung, unter schwül-warmen Verhältnissen schnell und viel geschwitzt werden kann,
muss man nicht automatisch stinken. Voraussetzung dafür ist, dass Luft an die Haut kommt. Also am besten
immer so viel Haut wie möglich unbedeckt lassen (Einheimische machen's vor). Während der Tour zugefügte
Verschmutzungen lassen sich ebenfalls mit Wasser leicht entfernen. Fazit: Die Haut braucht nur Wasser
und Luft. Sämtliche sogenannte Körperpflegeprodukte oder Deos sind eigentlich vollkommen
überflüssig.
Welche Dinge sollte man auf einer Regenwald-Trekkingtour dabei haben?
Meine Empfehlungen zur Ausrüstung und Kleidung sind unvollständig und müssen selbstverständlich noch
individuell ergänzt werden.
Man kann mitsamt seinem Rucksack im Wasser hinfallen oder im Starkregen weicht alles durch, trotz
Regenschutzhülle. Daher gehört ein wasserdicht verschließbares Behältnis ins Gepäck.
Geschlafen habe ich in einem Innenzelt aus Mesh-Gewebe (Netz) und war somit vor lästigen Insekten oder
anderen ungebetenen Tieren geschützt. So etwas dabei zu haben, würde ich dringend empfehlen. Ebenso ist
an Jodsalbe und/oder -lösung, Pinzette, Pflaster, Trinkflasche, Micropur zu denken.
Oft wird empfohlen, dass man sich von oben bis unten mit imprägnierter Schutzkleidung einhüllen sollte.
Wie es sich damit unter reellen Bedingungen anfühlt, wird jedoch nicht erwähnt, nämlich schnell
unerträglich. Stattdessen habe ich mich am Vorbild der Einheimischen orientiert: Minimal bekleidet.
Kurze und bequeme Polyester-Kleidung, die man theoretisch nie ausziehen muss, zumindest bei häufigem
Wasserkontakt. Als sehr praktisch erwies sich eine Badeshorts mit eingearbeiteter, netzartiger Unterhose
und ein ärmelloses Oberteil. Baumwollsachen trocknen ohne Sonne nie!
Wie schützt man sich vor lästigen Insekten im Regenwald?
Helfen Insektenschutzmittel wie z.B. Nobite, Autan und andere?
Ich habe alle Mittel während meiner Touren benutzt. Ergebnis kurz und knapp: Unwirksam! Weil man unter
schwül-warmen Verhältnissen viel schwitzt, verpufft die Wirkung offenbar sofort. Vermutlich ist das der
Grund. Es bleibt aber länger wahrzunehmender penetranter Chemie-Geruch. Jedenfalls stechen die Mücken
trotzdem. Als hoch wirksames Mittel hat sich aber Qualm oder Rauch erwiesen. Ich bin zwar nicht fürs
Rauchen, jeder unserer Guides hat aber ständig geraucht. Und im provisorischen Lager vertreibt dann der
Rauch vom offenen Feuer die Mücken.
Wie schon erwähnt, besteht die Möglichkeit, während einer Tour sogenannte Funktions- bzw. Schutzkleidung
zu benutzen. Sie kann tatsächlich vor lästigen Insekten schützen, Blutegel können aber trotzdem einen
Weg auf die Haut finden. Ein weiterer Vorteil besteht im Schutz vor kratzender oder dorniger Vegetation.
Leider hat eine solche Ausstattung auch Nachteile: Längeres konsequentes Tragen stellt unter
feucht-warmen Bedingungen eine Zumutung dar und verdirbt somit jeden Aufenthalts-Genuss, den ich ja
eigentlich in Verbindung mit der Natur erleben möchte. Letztendlich muss jeder für sich selbst
einschätzen, wie weit er/sie sich schützen will.
Welches Schuhwerk für Regenwald-Touren?
Das beste Schuh-Equipment erweist sich unter Regenwald-Bedingungen als unbrauchbar, weil der Untergrund
meistens eine Kombination aus wässrig, schlammig oder glitschig darstellt. Schuhe sind somit schnell
komplett voll gefüllt und durchnässt, zumal nichts trocknet. Auch lässt sich aufgrund der
eingeschränkten Sensorik durch eine Gummisohle schlecht wahrnehmen oder einschätzen, wie viel Halt ein
rutschiger Untergrund bietet.
Letztendlich stellt Barfuß die beste Schuh-Alternative dar, wie es Einheimische ohnehin vormachen. Mit
einer sehr angebrachten Aufmerksamkeit kann man auch ohne größere Blessuren vorankommen. Es fühlt sich
sogar angenehm und befreiend an. Die sonst ungenutzte Fußmuskulatur und -sensorik kann hierbei zum
vollen Einsatz kommen.
Oft sieht man auf Fotos, dass bei Regenwald-Touren Gummistiefel benutzt werden. Das funktioniert,
solange kein tieferes Gewässer durchquert werden muss. Wie es sich in solchen Stiefeln unter
feucht-warmen Bedingungen nach kurzer Zeit anfühlt, muss ich wohl nicht erläutern.
Auch verschiedene, wassertaugliche "Mehrzweck-Sandalen" kamen bei mir zum Einsatz. Sie bieten einen
guten Kompromiss für alle Aktivitäten im normalen, trockenen Terrain. Aber sobald Schlamm (sehr feines,
halb zersetztes pflanzliches Material) ins Spiel kommt, versagen auch sie. Schlamm hat nämlich
Schmierseifen-Eigenschaften. Er setzt sich in jede Ritze, vor allem zwischen Fuß und Fußbett, was
normales Gehen dann unmöglich macht.
Wie kann man sich im dichten Dschungel orientieren?
Orientierung für Unerfahrene erscheint praktisch unmöglich. Daher muss ich dringend davon abraten,
allein loszuziehen. Mal abgesehen von kleineren Eigen-Exkursionen auf überschaubaren Inseln oder in
Siedlungsnähe mit erkennbaren Wegen. Ich war ansonsten nie ohne ortskundige Guides unterwegs.
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, von gefährlichen Tieren gebissen zu werden?
Es besteht das hartnäckige Vorurteil, dass man im tropischen Regenwald ständig von bissigem Großwild
oder Gifttieren bedroht wird. Zudem ist es ein Irrglaube, dass von Tieren am Boden die meisten Gefahren
ausgehen. Diese sitzen meist gut getarnt auf Ästen und sind nachtaktiv. Gefährlichere Bisse sind
wirklich selten. Relevant sind tatsächlich nur Mücken, Blutegel und manchmal Ameisen und von allen
Seiten.
Welche Infektionsprophylaxe ist sinnvoll?
Es ist kein Geheimnis, dass von tropischen Wäldern aufgrund der extrem hohen Biodiversität auch eine
Infektionsgefahr ausgehen kann. Mit dieser Erkenntnis möchte ich weder Ängste noch Vorurteile schüren,
sondern nur die nüchterne Betrachtung des Sachverhalts. Allein die Liste möglicher Infektionsrisiken
während eines Brasilien-Aufenthalts könnte abschreckend wirken: Malaria, Dengue-Fieber,
Oropouche-Fieber, Gelbfieber, Chikungunya-Fieber, Leishmaniasis.
Von offizieller Seite (Tropeninstitut, Auswärtiges Amt) werden daher Prophylaxemaßnahmen angeraten und
sogar deren Nachweis in manchen Ländern bei der Einreise verlangt.
Die beste, einfachste und effektivste Maßnahme ist die Expositionsprophylaxe, insbesondere abends und
nachts, durch konsequente Nutzung von Moskitonetzen.
In meinem Fall muss ich gestehen, mit den Infektionsgefahren eher leichtsinnig umgegangen zu sein. So
entschied ich mich bewusst gegen jede Impf- bzw. Chemoprophylaxe und hatte offenbar immer Glück, trotz
unzähliger Mückenstiche. Damit will ich mich auf keinen Fall rühmen, möchte aber zu bedenken geben, dass
zahlreiche Menschen dauerhaft dort leben, die auch ohne Prophylax klarkommen (müssen).
Über die einzelnen Krankheitsbilder gibt es an externen Stellen Informationen, weshalb ich hier nicht
darauf eingehe. Wie bei jeder anderen Infektion auch, können die jeweiligen Verläufe unterschiedlich
ausgeprägt sein, selten schwer oder tödlich. Wovon das abhängt, weiß niemand so genau, ist also
multifaktoriell. Relativ sicher ist, dass bei fitten, gesunden Personen die Wahrscheinlichkeit für milde
bis symptomlose Krankheitsverläufe steigt, weil die unspezifische Immunabwehr besser funktioniert.
Letztendlich sollte jeder selbst entscheiden, welche Prophylaxemaßnahmen für ihn infrage kommen. Am
sinnvollsten für Amazonien halte ich Gelb- und Dengue-Fieber-Impfungen.
Ich möchte noch auf die negative Wirkung von Klimaanlagen hinweisen, sofern eine Unterkunft überhaupt
damit ausgestattet ist. Nach meinen Erfahrungen fördern sie Erkältungen. Und selbst durch eine leichte
Erkältung wird das Immunsystem beansprucht, welches dann auf die ernsteren, oben genannten
Tropenkrankheiten möglicherweise nicht oder nicht mehr so gut reagieren kann. Daher sollte man sie
abschalten, trotz eines vermeintlich angenehmen Empfindens.

Ständiges Schuhe an- und ausziehen könnte nerven.

Die Alternative: Schuhe weglassen. Ein Tipp mit Vorbehalt! Ich habe es selbst ausprobiert und mich dabei an Urwald-Bewohnern orientiert.

Eine weitere kleine Gemeinheit. Kann sein, muss nicht.

Ein guter Guide macht auf derartige Verletzungsrisiken aufmerksam. Ein ungeschultes Auge übersieht sie schnell.