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Fotografieren unter Regenwald-Bedingungen

Es gibt keinen Lebensraum auf der Erde, der mehr Artenvielfalt bietet, mehr Chancen, unterschiedlichste Tiere zu sehen oder beeindruckende Natur auf jedem Quadratmeter. Aus fotografischer Perspektive kann der Regenwald bunt, laut, abenteuerlich sein, zudem spannend mit vielen Geschichten und jedes Mal neu. Und er ist unsagbar schwer zu fotografieren. Für mich – und wahrscheinlich sehr viele andere Fotografen – ist ein Regenwald die schwerste Disziplin der Naturfotografie – obwohl, oder gerade weil er Motive bietet, wohin man schaut. Fotografieren kann dort anspruchsvoll, herausfordernd und nicht selten frustrierend sein. Aber auch der Ausrüstung wird viel abverlangt. Es erfordert eine gute Vorbereitung, körperliche Konditionierung und vor allem das ständige Durchdenken der Motive. „Einfach knipsen“ funktioniert dort niemals: Solche Bilder werden meistens unruhig, nichtssagend oder absolut langweilig.

In den seltensten Fällen sind die anzutreffenden Bedingungen und Voraussetzungen zum Fotografieren optimal. Ich empfand es immer als eine große zusätzliche Belastung, empfindliches, schweres und hochwertiges Fotoequipment während der Touren herumtragen zu müssen. Vom Gewicht mal abgesehen musste ich ständig aufpassen, damit nichts beschädigt, verschmutzt oder nass wird, denn beim Vorankommen wird voller Körpereinsatz verlangt. Zudem sind die Hände permanent schmutzig und verschmiert. Beim spontanen Entschluss, etwas Interessantes zu fotografieren, mussten also zunächst die Hände von den gröbsten Anhaftungen befreit und dann die Kamera ausgepackt werden. Leider ist ein tierisches Motiv meist nicht so geduldig und hat währenddessen seinen Standort gewechselt. Ein weiteres Manko können die oft unzureichenden Lichtverhältnisse unterm Baumkronendach sein. Obwohl die Sonne eigentlich scheint, kommt davon am Boden nicht viel an. Eine völlig andere fototechnische Situation ergibt sich wiederum bei der Motivsuche am Ufer (häufig für Vögel genutzt) von einem Boot aus.

Angesichts dieser Herausforderungen und Besonderheiten muss man also zusätzlich kreativ-erfinderisch sein, nach Tricks und Möglichkeiten suchen, um einen Regenwald optimal als Motiv-Lieferanten zu nutzen (nicht auszunutzen versteht sich):

Beispielsweise eignen sich bestimmte Tiere besonders gut für Fotozwecke, wenn sie nicht zu schnell, groß, bissig oder giftig sind. Also meist solche, die sich mit entsprechender Vorsicht und Geduld aufnehmen und wunschgemäß positionieren lassen. Das kann mit vielen Reptilien (Echsen, Schlangen), Amphibien (Frösche), Insekten (Käfer) oder großen Spinnen (biss-sichere Handschuhe) so gemacht werden.

Eine weitere Möglichkeit besteht in der Errichtung eines Mini-Camps direkt in der Wildnis (Foto unten). Die Stelle wird danach ausgewählt, wo viele Tierarten zu erwarten sind (z.B. in Sumpf-, Tümpel- oder Bachnähe), am besten nicht allzu weit von der Zivilisation entfernt. In einem derartigen Camp verbrachte ich dann Tage und Nächte, um darauf zu warten, bis sich von selbst etwas Interessantes sehen lässt oder vorbeikommt (mit Erfolg).

Für Botaniker oder entsprechend Interessierte gibt es wesentlich bessere Fotografie-Voraussetzungen. Sie können ohne besondere Mühe fotografisch sofort aus dem Vollen schöpfen. Pflanzen können ja bekanntlich nicht abhauen oder sich verkriechen. Sie rufen im Gegenteil sogar mit ihrer Blütenpracht nach Aufmerksamkeit.

Ich will noch klarstellen, dass die Fotografie den Regenwald nicht verklären, sondern erklären soll. Denn selbstverständlich sind für diesen Zweck nur die bunten, riesigen und spektakulären Motive interessant. Die Mehrheit der Regenwaldbewohner ist jedoch völlig unscheinbar oder winzig. Diese Lebewesen haben auch ihre Existenzberechtigung im hochkomplexen System.

Generell sind für Fototouren im Regenwald lokale Guides anzuraten, nicht zuletzt aus sicherheitstechnischen Gründen. Wann immer ich mit einem Guide unterwegs war, hat er für mich seltene oder gut getarnte Tiere aufgespürt, die mein ungeschulter Blick nie gesehen hätte.

Foto-Equipment

Die beste Voraussetzung zum Fotografieren im Regenwald bietet eine lichtstarke Ausrüstung. Hier sollte der Fokus auf einer großen Offenblende, viel ISO und einem leistungsfähigen Autofokus liegen – denn all die Brennweite oder das moderne Schwenk-Klapp-Drehdisplay bringen nichts, wenn die Bilder verschwommen sind, weil es schlicht zu dunkel ist – und die Wildtiere zu schnell. Zur Fotoausrüstung sind also unbedingt lichtstarke Objektive und viel ISO anzuraten, um trotzdem scharfe Bilder zu machen und ein sehr guter Autofokus, der die Tiere oder das Motiv in der Dunkelheit schnell findet. Ein Weitwinkel- und ein Teleobjektiv wären optimal. Auf ein Objektiv für den mittleren Brennweitenbereich kann meistens verzichtet werden.

Das Weitwinkelobjektiv sollte eine Anfangsbrennweite von 24mm (an Vollformat) haben, was einer Kamera mit APS-C-Sensor 16mm entspricht. Die Blende des Weitwinkelobjektivs ist nicht so essentiell wie beim Tele, am besten wären 4,0 oder Lichtstärker.

Das Teleobjektiv sollte so lichtstark sein, wie nur irgendwie möglich, also eine möglichst offene Anfangsblende haben (möglichst kleine Blendenzahl). 2,8 wäre schon super, wobei dies bei Objektiven mit mehr Brennweite irgendwann nicht mehr bezahlbar ist. Die Formel für die Brennweite ist einfach: Je mehr, desto besser! Für ein 150-600mm Objektiv wird man absolut Verwendung finden! Wichtig ist, dass man seine Kamera gut beherrscht, gerade auch in Low-Light-Situationen.

Eine der großen Nervereien bei hoher Luftfeuchtigkeit ist das Beschlagen des Objektivs von innen und von außen. Dies passiert insbesondere dann, wenn die Materialtemperatur niedriger als die der tropischen Luft ist, gerade morgens. Dann kann es mindestens 30 Minuten oder deutlich länger dauern, bis sich der Beschlag entfernt. In dieser Zeit ist Fotografieren nicht möglich. Außerdem begünstigt das Beschlagen den Pilzbefall im Objektiv. Man kann dem vorbeugen, indem die Kamera eine Weile in die Sonne gelegt wird, sofern die Möglichkeit besteht.

Um nass gewordenes Foto-Equipment zu trocknen, eignen sich am besten kleine, mit Trockenmittel gefüllte Tütchen (Silica-Gel-Päckchen), die zusammen mit der Kamera in ein luftdicht verschließbares Behältnis gepackt werden. Das Bild mit dem Reis ist nur eine Notlösung. Reis ist zudem staubbehaftet.

Trekking

Tipps zum Regenwald-Trekking

Mini-Camp nahe potentieller Tiermotive im Iwokrama-Wald, Guyana. Die Schildkröte (Chelonoidis denticulata) als Beispiel einer sehr leichten Inszenierung.

Auch bei diesem Leguan konnte mit etwas Nachhilfe und Geduld eine optimale Foto-Position hergestellt werden, Iwokrama-Wald, Guyana.

Eine junge Greifschwanz-Lanzenotter (Bothriechis schlegelii) wird von einem Profi! in Position gebracht. Angesichts ihrer Giftigkeit ist das eher eine Inszenierung von Übermut und Leichtsinn.

Notlösung: Kameraequipment mit Reis trocknen