Regenwald-Bäume

Bestimmung einer Baumart

Häufig machen Regenwald-Bäume aus ihrem Wesen ein Geheimnis. In Europa reicht ein Sommer, um die vorkommenden Baumarten identifizieren zu können, hier kein Menschenleben. Silhouetten: fast immer gleich, ohne Ansehen der Art. Borken: zum Verwechseln ähnlich. Nahezu unmöglich, aus einem Schnitt, aus Farbe, Konsistenz und Geruch des Holzes die Art zu bestimmen. Und die Blätter im Kronendach? Sie sind selten charakteristisch, meistens schlicht oval, mit glatten Rändern und scharfer kleiner Spitze als Regenablauf. “Steriles Material” nennen Botaniker Borke und Blatt.

Hoch oben, dem Licht nah, hält der Wald seine ausdrucksreichen Schätze verborgen: die Blüten, die Früchte. Meistens blüht die Mehrzahl der Bäume am Beginn der Trockenzeit. Wer also die Arten bestimmen will, muss ins Kronendach.

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1. Gemeinsamkeiten:

In allen Primär-Regenwäldern dominieren immergrüne Laubbäume mit hoher Artenvielfalt, flachen Wurzelsystemen und teils brettartigen oder stelzförmigen Stützwurzeln. Sie prägen so dominant wie sonst keine andere Wuchsform den tropischen Regenwald und bilden seine Lebensgrundlage.

Auf nur einem Hektar können über hundert verschiedene Baumarten vorkommen. Die meisten Bäume haben hohe, gerade Stämme ohne Äste im unteren Bereich und eine dichte Krone, die das Hauptkronendach bildet.

Da die Böden karg sind und die Nährstoffe sich in einer dünnen Humusschicht befinden, haben die meisten Bäume flache, weit ausladende Wurzelsysteme. Um ihnen Stabilität zu verleihen, bilden viele Arten Brettwurzeln (z.B. häufig in Südamerika) oder Stelzwurzeln (z.B. häufig in Asien und Afrika) aus.

Die Blätter sind oft glänzend und ledrig mit einer sogenannten "Träufelspitze", die das schnelle Ablaufen von Regenwasser ermöglicht.

Sogenannte Emergenten oder Überständer sind einzelne besonders hohe Bäume, die über die geschlossene Kronenschicht hinausragen. Sie werden als Urwaldriesen bezeichnet und können Höhen von über 60 Metern erreichen. Sie haben meist eine breitere, schirmartige Krone. Beispiele sind der Kapokbaum in Südamerika und Afrika sowie verschiedene Dipterocarpaceen in Asien.

Das höchste Alter und die größten Durchmesser erreichen die Urwaldriesen in allen Regionen. In Asien sind es oft Dipterocarpaceen wie der Gelbe Meranti, in Südamerika der Kapokbaum oder der Paranussbaum. Sie alle können mehrere hundert Jahre alt werden und Stammdurchmesser bis 5 m erreichen.

2. Unterschiede:

Trotz der genannten Gemeinsamkeiten gibt es biogeografische Unterschiede, die sich in den dominanten Baumfamilien widerspiegeln:

In Südamerika weist der Amazonas-Regenwald die höchste Artenvielfalt auf. Dominante Familien sind Leguminosen (Hülsenfrüchtler) und Sapotaceae. Hier findet man auch Bäume wie den Kapokbaum (Ceiba pentandra), der zu den bekanntesten Überständern gehört, sowie den Paranussbaum (Bertholletia excelsa).

In den Zentralafrikanischen Regenwäldern, vornehmlich des Kongobeckens, ist die Artenvielfalt etwas geringer als in Südamerika oder Südostasien. Typische Bäume sind Vertreter der Leguminosen und Meliaceae (z.B. Khaya ivorensis). Ein bekannter Überständer ist der Kapokbaum, der ebenfalls dort vorkommt.

In Südostasien dominieren Dipterocarpaceen-Baumarten. Diese Familie ist für ihre großen, besonders dicken und alten Bäume bekannt und macht einen Großteil der Biomasse aus. Ein Beispiel ist der Gelbe Meranti (Shorea faguetiana), der in Borneo wächst und als höchster tropischer Baum der Welt gilt. Viele dieser Arten haben ebenfalls Brettwurzeln.

Mangroven

Auch Mangroven wachsen als Bäume. Da sie aber Besonderes zu leisten vermögen, bekommen sie eine eigene Rubrik ➔ Das Ökosystem Mangrove.

Ceiba pentandra, Kapokbaum, Bombacaceae, Kolumbien, kann bis zu 75 m hoch, über 3 m dick und mehrere 100 Jahre alt werden. Er ist einer der Riesen des tropischen Regenwaldes, der das umliegende Kronendach um 10 bis 20 Meter überragen kann.

Mora excelsa, Fabaceae, Iwokrama Forest, Guyana, sehr schweres, beständiges, hartes und feuerbeständiges Holz, “Eisenholz”, ist leider sehr begehrt und somit stark dezimiert. Zudem lässt sich die Rinde medizinisch nutzen.

Clusia rosea, Clusiaceae, “Balsamapfel”, Guyana. Es handelt sich um einen Hemiepiphyten, d. h., er wächst zu Beginn seines Lebens als Epiphyt auf oder an Bäumen und verhält sich mit zunehmendem Wachstum wie eine Würgefeige.

Euterpe edulis, Wasai-Palme, Iwokrama-Wald, Guyana, typisch ist der mehr oder weniger farbenfrohe, rötlich-braune Kegel von Adventivwurzeln. Die Art ist wie auch die anderen Vertreter der Gattung recht variabel mit vielen lokalen Formen.

Unbestimmter Baum-Riese, Kolumbien

Unbestimmter Baum-Riese, Bolivien

Sloanea caribaea, Elaeocarpaceae, kann über 52 m hoch, 2 - 5 m dick und bis zu 1000 Jahre alt werden. Dieses Beispiel aus Surinam dürfte 80 - 100 Jahre alt sein. Das Holz ist leider sehr begehrt, was den Bestand stark dezimiert hat.

Sloanea caribaea, hier noch mal im südlichen Guyana

Socratea exorrhiza, Wanderpalme, Iwokrama-Wald, Guyana. Aufgrund ihrer markanten Stelzwurzeln könnte man auf die Idee kommen und behaupten, dass sie wandern kann, was aber untersucht und widerlegt wurde.

Erythrina edulis, blühender Korallenbaum, Fabaceae, Peru, schnell wachsender Baum von stattlicher Größe, vor allem wegen der schönen Blüten als Zierpflanze beliebt und bekannt, hat auch als Hülsenfrucht liefernde Nutzpflanze wirtschaftliche Bedeutung.

Brownea macrophylla, Fabaceae, Ecuador, eher ein kleinerer Regenwald-Baum, vor allem wegen der auffälligen Blüten bekannt und daher als Zierpflanze genutzt. Besonderheit: Kauliflorie = Stammblütigkeit und -früchtigkeit.

Mora excelsa

Keimlinge von Mora excelsa

Brosimum alicastrum, Brotnussbaum, Moraceae, Panama, schnellwüchsig, wird bis zu 30 m hoch mit Stammdurchmesser über 1 m, liefert Samen, die traditionell als getreideähnliche wichtige Nahrungsquelle dienen.

Swietenia macrophylla, Amerikan. Mahagonibaum, Meliaceae, in Ecuador, kann bis zu 70 m hoch, 3,5 m dick und sehr alt werden. Anfangs immergrün, später saisonal laubabwerfend. Als Emergent mit seinen glänzenden Blättern im Kronendach leicht erkennbar.

Bertholletia excelsa, Paranussbaum, Lecythidaceae, hier Panama, schnellwüchsig, kann über 55 Meter hoch wachsen (Emergent), bis 5 m dick und viele 100 Jahre alt werden, eher an Standorten zu finden, die während der Regenzeiten nicht überschwemmt werden.

Grias neuberthii, "Pitón-Baum", Lecythidaceae, in Ecuador, Wuchshöhe bis 30 m, Stammdurchmesser bis 60 cm. Besonderheit: Kauliflorie = Stammblütigkeit und -früchtigkeit. Die Früchte sind essbar, geschmackliche und optische Ähnlichkeit mit der Mangofrucht.