Hydroxylradikale
sind äußerst reaktive und daher nur sehr kurzlebige Substanzen, die sich meist in der unteren Atmosphären-Schicht, der Troposphäre, unter Mitwirkung von UV-Licht und Ozon auf Wasser entstehen. Diese Reaktion ist in tropischen Regionen besonders effizient, da dort sowohl die Sonneneinstrahlung als auch die Luftfeuchtigkeit hoch sind. Hydroxylradikale sind wichtig, weil sie als "Waschmittel der Atmosphäre" viele Luftschadstoffe und Treibhausgase, wie z.B. Methan und Kohlenmonoxid, durch Oxidation abbauen und so deren Verweildauer in der Atmosphäre verkürzen.

Regenwald-Hydrologie
Die Bio-Regenmacher

Sauerstoffbilanz
Relevanz der Regenwälder als globale Sauerstoff-Produzenten
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Intakte Regenwälder reinigen die Atmosphäre wie indirekte Luftfilter, indem sie atmosphärische Hydroxylradikale regenerieren, die verunreinigende Gase aus der Luft entfernen.
Dass die Tropen die Atmosphäre reinigen und das Klima regeln, ist schon lange bekannt. Doch nach
welchen Mechanismen funktioniert dies? Dazu muss man sich die Atmosphärenchemie unmittelbar über den
Regenwäldern mal genauer anschauen.
Dort herrscht nämlich eine bemerkenswert hohe Konzentration von Hydroxylradikalen. Diese äußerst
reaktiven Moleküle entfernen verunreinigende Gase aus der Atmosphäre. Bislang war nur bekannt, dass
der Regenwälder große Mengen an Kohlenwasserstoffgasen freisetzen, die diese Hydroxylradikale
verbrauchen und dadurch die Reinigungskraft der Atmosphäre theoretisch vermindern. Tatsächlich sind
intakte Regenwälder eine gewaltige Kohlenwasserstoffquelle. Natürliche chemische Prozesse bewirken
aber, dass die Hydroxylradikale - das "Reinigungsmittel" der Atmosphäre - regeneriert werden.
Pflanzen und Bäume emittieren jährlich mehr als eine Gigatonne flüchtiger organischer Verbindungen.
Davon sind etwa 40% Isoprene. Diese gasförmigen chemischen Verbindungen, die zu den Terpenen zählen,
schützten die Pflanzen vermutlich vor dem Austrocknen. Die Menge an Kohlenwasserstoffen, die von
Pflanzen stammt, übersteigt um ein Vielfaches die Menge, die von anthropogenen Quellen herrührt.
Offenbar werden durch natürliche Oxidation der Isoprene in unberührter Atmosphäre die
Hydroxylradikale sehr effizient recycelt. In verschmutzter Luft mit höheren Gehalten an Stickoxiden
führt diese Oxidation dagegen zum photochemischen Smog unter Bildung von Ozon und anderen
Schadstoffen.
Die Ergebnisse geben somit auch Anlass zur Beunruhigung: Da die Zerstörung des Ökosystems durch die
Abholzungen und die landwirtschaftliche, städtische und industrielle Entwicklung in den Tropen
weiter fortschreitet, verändert dies auch die äußerst wirksame natürliche Selbstreinigungskraft der
Luft, die Verunreinigungen steigen und tragen damit zum Klimawandel bei. Ohne den Einfluss des
Menschen jedoch würde der Wald in bemerkenswerter Weise das Gleichgewicht mit seiner atmosphärischen
Umgebung aufrechterhalten.
Gewitter wirken wie Staubsauger
Regenwälder dünsten riesige Mengen von gasförmigem Isopren aus. Bislang galt, dass dieses Molekül
nicht weit in der Atmosphäre verbreitet wird, da es unter Lichteinwirkung rasch zerfällt. Doch
nächtliche Gewitter können das Isopren in bis zu 15km Höhe transportieren. Dort reagiert es zu
chemischen Verbindungen, die in der Lage sind, große Mengen neuer Aerosolpartikel zu bilden. Diese
wachsen weiter an und tragen als Kondensationskeime zur Bildung von Wolken bei. Der Mechanismus
dürfte auch Auswirkungen auf das Klima haben. Schätzungen zufolge geben Pflanzen pro Jahr weltweit
500 bis 600 Millionen Tonnen Isopren in ihre Umgebung ab, es macht damit etwa die Hälfte der
gesamten Emissionen von gasförmigen organischen Verbindungen der Pflanzen aus. Allein der
Amazonas-Regenwald ist für mehr als ein Viertel dieser Emissionen verantwortlich.
Bislang dachte man, dass dieses Isopren rasch abgebaut wird und nicht in höhere Luftschichten
gelangt. Denn tagsüber bilden sich unter dem Einfluss der Sonne in der bodennahen Atmosphäre
sogenannte Hydroxylradikale. Diese sind sehr reaktionsfreudig und zerstören die Isopren-Moleküle
binnen Stunden. Aber auch nachts sind noch erhebliche Mengen Isopren im Regenwald vorhanden. Und
diese Moleküle können zu einem erheblichen Teil in höhere Atmosphärenschichten befördert werden.
Verantwortlich dafür sind tropische Gewitter, die sich nachts über dem Regenwald zusammenbrauen. Sie
saugen das Isopren wie ein Staubsauger an und verfrachten es in 8 bis 15km Höhe. Sobald die Sonne
aufgeht, entstehen Hydroxyl-Radikale, die mit dem Isopren reagieren. Bei den extrem niedrigen
Temperaturen, die dort herrschen, werden die Isopren-Moleküle dadurch aber in andere Verbindungen
umgewandelt als am Boden. Sie verbinden sich mit Stickoxiden, die in den Gewittern durch
Blitzeinwirkung entstehen. Viele dieser Moleküle können sich dann zu winzigen Partikeln von nur
wenigen Nanometern Größe zusammenlagern, den Aerosolpartikeln. Diese Partikel wiederum wachsen im
Laufe der Zeit an und dienen dann als Kondensationskeime für Wasserdampf – sie spielen damit eine
wichtige Rolle für die Bildung von Wolken in den Tropen.
Isoprene bewirken wahrscheinlich auch klimarelevante chemische Prozesse in der Atmosphäre über dem
Ozean durch Einflussnahme auf die Bildung von Wolken, ausgelöst vom Sonnenlicht. Die Bildung der
Aerosolpartikel wird dabei schon durch extrem geringe Mengen von Schwefelsäure und Jod-Oxosäuren,
die in der Atmosphäre häufig vorkommen, um den Faktor 100 beschleunigt. Diese Prozesse sind bei der
Vorhersage von Klimaveränderungen und deren Folgen mit großer Unsicherheit behaftet.
Isoprene, Terpene
sind Trivialnamen für eine Vielzahl von natürlichen Verbindungen, die sich chemisch alle von dem ungesättigten Kohlenwasserstoff 2-Methylbuta-1,3-dien ableiten lassen, einem Derivat des 1,3-Butadiens. Isopren ist also immer ein- oder vielfach als Grundeinheit “verbaut”. Neben zahlreichen isoprenoiden nichtflüchtigen sekundären Pflanzenstoffen (z.B. ätherische Öle) werden die gasförmigen Isoprene in die Erdatmosphäre abgegeben. Es sind die Kohlenwasserstoffe mit der höchsten Emissionsrate (neben Methan). Tropische Bäume emittieren etwa 300 Megatonnen pro Jahr. Isoprene werden in der Atmosphäre durch die Reaktion mit Hydroxylradikalen und Ozon abgebaut, dabei entstehen Aldehyde, Peroxide und organische Nitrate, die sich in Tröpfchen lösen oder Partikel bilden können.

Klimaeffekte von
Regenwäldern
Globale und Regionale Zusammenhänge
