Regenwald-Orchideen

Epiphyten

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Orchideengewächse (Orchidaceae)

Aufgrund ihrer enormen Vielfalt kommen Orchideen in fast jeder Klimazone vor. Die Schätzungen über die Artenzahl reichen von 15.000 bis 35.000. Erwartungsgemäß wächst ein Großteil der Arten in tropischen Regenwäldern, hauptsächlich in Südamerika und Asien und hier bevorzugt in den höher gelegenen sogenannten Nebelwäldern. Sie gehören innerhalb der Klasse der Bedecktsamer zu den einkeimblättrigen Pflanzen (Monokotyledonen).

Orchideen haben die Möglichkeit, auf verschiedene Art und Weise zu wachsen: epiphytisch, terrestrisch oder lithophytisch. Aus lichttechnischen Gründen entscheiden sich aber fast alle tropischen Arten für die epiphytische Variante. Diese epiphytische Lebensweise ist das Resultat einer evolutionären Anpassung an verschiedene Bedingungen. Periodisch trockenes Klima oder gut entwässerte Standorte, die bereits zur Entstehung der Orchideen vorhandene Neigung zur Insektenbestäubung sowie der zumindest kurzzeitige Zyklus einer myko-heterotrophen Lebensweise und der damit einhergehenden Entwicklung von kleinen Samen scheinen wesentliche Faktoren gewesen zu sein, dass Orchideen vorzugsweise Bäume besiedelten.

Bei einigen tropischen Arten ist das Repertoire ihrer Verlockungen so extravagant, wie es die Geschmäcker der Insekten sind, die sich ein X für ein U vormachen lassen. Bienen-, Wespen-, Fliegen-Männchen halten bestimmte Blüten wegen ihrer Form, Farbe, Oberfläche und ihres Dufts für ein Weibchen der eigenen Art und versuchen sich mit ihm zu paaren. Meist merken die Männchen den Betrug nicht einmal. Immer wieder lassen sie sich von der unwiderstehlichen Weibchen-Repik verführen, die voll erblüht mit ihren Gerüchen lockt, bevor die echten Insekten-Weibchen zur Paarung bereit sind. Bei "Pseudokopulationen", wie Wissenschaftler den athletischen Akt nennen, transportieren die Insekten-Männchen das Pflanzensperma, dem Pollen, von Orchidee zu Orchidee, und werden von den knauserigen Pflanzen oft nicht einmal mit etwas Nektar für ihre Mühe belohnt.

Orchideen faszinieren und beschäftigen die Menschen weltweit schon seit mehr als 2500 Jahren. Sie wurden als Heilmittel, Dekoration und Aphrodisiakum verwendet oder sie spielten im Aberglauben eine große Rolle. Ihre besondere Stellung unter den Blumen macht das Wort Orchidee auch zu einer beliebten Metapher in der Sprache. Sie gilt als ausnehmend schön und als selten zu finden. Daher steht einerseits „Orchidee“ oft für etwas besonders Schönes. In Verbindung mit der sexuellen Konnotation wird daher oft eine äußerst hübsche Frau als Orchidee bezeichnet. Andererseits steht „Orchidee“ für etwas besonders Seltenes. Diese zweite Metapher kann auch spöttisch sein; so wird z.B. eine seltene Studienrichtung mit außergewöhnlichen Inhalten als Orchideenfach bezeichnet.

Eine Bilderauswahl von Orchideen an ihren natürlichen Standorten:

Kannenpflanzen

Bulbophyllum maxillare, Orchidee als Wildform, Borneo

Prosthechea radiata, Cusuco-Nationalpark, Honduras

Pescatoria coelestis, Ecuador

Lepanthes-Art aus Kolumbien

Epidendrum-Art aus Ecuador

Phalaenopsis sumatrana, Gunung Leuser Nationalpark

Stenotyla lendyana, Cusuco Nationalpark, Honduras

Noch einmal Stenotyla lendyana als Nahaufnahme

Masdevallia picturata in einem Bergregenwald von Kolumbien