
Die Ernährungsweise von Nepenthes ampullaria unterscheidet sich von den meisten Arten der Gattung, denn nur ein gewisser Teil besteht aus Insekten-Nahrung, der größere Teil aus Pflanzenteilen, die z.B. von oben herabfallen. Auch Ausscheidungen von Tieren werden verwertet. (Aufnahme: Nationalpark Gunung Mulu, Borneo)
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Kannenpflanzen (Nepenthes) bilden die einzige Gattung in der Familie der Kannenpflanzengewächse
(Nepenthaceae). Bekannt sind etwa 120 Arten, neue werden jedoch noch immer entdeckt und beschrieben.
Alle Arten sind tropische, immergrüne, ausdauernde und fleischfressende Pflanzen, je nach Art
Halbsträucher oder Lianen. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet ist Südostasien. Dort sind Indonesien,
Malaysia und die Philippinen besonders artenreich, vielfach mit endemischen Vorkommen. Als Hotspots
gelten die Inseln Borneo und Sumatra. Alle Arten bevorzugen spezielle Standortbedingungen. Eine
Minderheit (z. B. Nepenthes rafflesiana) lebt in den heißen, feuchten Tieflandbereichen. Die meisten
sind Bewohner des tropischen Berglands mit ganzjährig warmen Tagen und kühlen bis kalten, feuchten
Nächten.
Das besondere Merkmal von Kannenpflanzen ist die ungewöhnlich kannenförmig ausgebildete
Blattspreite. In diesem Kannenblatt befindet sich eine Verdauungsflüssigkeit. Durch den farbigen
Deckel, den Kannenrand oder durch Nektardrüsen werden Insekten angelockt. Der glitschige Kannenrand
bringt die gelandeten Insekten zum Abrutschen ins Kanneninnere, wo diese dann verdaut und die
Verdauungsprodukte von der Pflanze aufgenommen werden. Die aufgenommenen tierischen Stoffe werden in
pflanzliches Eiweiß umgebaut. Doch damit nicht genug: Eine Reihe von Insektenlarven, auch
Krabbenspinnen, Milben, Fadenwürmer und einzellige Algen verbringen unbeschadet große Teile ihres
Lebens oder sogar ihre gesamte Existenz in diesen Zisternen.
Auf tierische Zusatznahrung sind die Pflanzen wahrscheinlich nur bedingt angewiesen, selbst wenn bei
schwach ausgebildetem Wurzelwerk darüber ausreichend Nährstoffe zugeführt werden können. Ein
Geheimnis machen Kannenpflanzen weiterhin aus ihrer evolutionären Entwicklung, worüber nur
spekuliert werden kann.
Eine zufällig tödliche Begegnung
Fleischfressende Pflanzen sind normalerweise wenig wählerisch, was ihren Speisezettel betrifft. Sie
verdauen beinahe alles, was ihnen so in die Falle geht – Insekten, Spinnen und anderes kleines
Getier. Eine südostasiatische Art der Kannenpflanzen jedoch hat einen besonderen Heißhunger für
Termiten entwickelt, die sie offensichtlich mithilfe schmackhafter weißer Härchen anlockt. Die
lockende Spur führt ins Verderben: Mit Nektar, blütenähnlichen Farben und auffälligen Kontrasten
verleiten Kannenpflanzen Insekten dazu, ihren mit Verdauungsenzymen und Ameisensäure gefüllten
Fangbehälter zu erklimmen – und hineinzufallen. Einmal abgerutscht sind die Tiere verloren, die
besondere Struktur der Kanneninnenwände verhindert, dass sie wieder herauskrabbeln können.
Die meisten Vertreter der Gattung Nepenthes zeigen keine besonderen Vorlieben bei ihrer Menüfolge.
Die auf Borneo, Sumatra und Malaysia heimische Nepenthes albomarginata bevorzugt jedoch Termiten,
insbesondere der Gattung Hospitalitermes. Und um an ihre Leibspeise zu gelangen, hat sie sich einen
raffinierten Trick einfallen lassen. Rund um ihre Kannenöffnung trägt sie einen schmalen Saum weißer
lebender Härchen (Trichome), der sie deutlich von anderen Arten unterscheidet. Dieser weiße Saum
fehlt aber, wenn die Kanne mit Termiten gefüllt ist.
Im Experiment wurden die Kannen mit und ohne Härchen vor Termitenkolonien platziert, die auf
Nahrungssuche sind: Kaum stießen die ersten Termiten auf ein Hindernis mit Haarsaum, alarmierten sie
ihre Artgenossen im Nest, die sofort herbeieilten und die weißen Härchen zu Futterkügelchen
verarbeiteten. Dabei fielen die Tiere allerdings reihenweise in die Kanne, aus der sie nicht mehr
entkommen konnten. Bis zu 22 Termiten pro Minute stürzten so in den Tod. Nach etwa einer Stunde, als
auch das letzte Härchen verarbeitet war, verloren die Insekten jedoch jegliches Interesse an der
Pflanze und setzten ihre Nahrungssuche fort.
Mit welchen Substanzen die Kannenpflanze lockt, ist noch nicht geklärt. Um einen weitreichenden
Duftstoff kann es sich nicht handeln, denn die Termiten wanderten häufig in weniger als einem
Zentimeter Abstand an den Kannen vorbei, ohne sie zu registrieren. Die Tiere scheinen eher zufällig
über die gefährliche Futterquelle zu stolpern. Kommen keine Termiten vorbei, muss sich N.
albomarginata daher mit normaler Kost zufrieden geben – wie ihre benachbarten Verwandten verdaut
eine solche Kanne dann im Laufe ihres sechsmonatigen Lebens Ameisen, Fliegen oder Käfer. Allerdings
fällt ihre Beute deutlich magerer aus.

Nepenthes ampullaria betreibt Symbiosen mit diversem Kleingetier: So suchen zumindest zeitweise die Landkrabbenart Geosesarma malayanum, bestimmte Krabbenspinnen (z. B. Thomisus nepenthiphilus und Misumenops nepenthicola) die Kannen auf, um deren Inhalt teilweise zu plündern, indem sie an der Oberfläche der Verdauungsflüssigkeit schwimmende Opfer herausfischen.