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Versuch einer Regenwald-Definition
Das wichtigste Merkmal tropischer Regenwälder sind die ganzjährig fallenden, großen
Niederschlagsmengen,
die oft über 2000 mm pro Jahr liegen. Insofern kann der Name nicht besser gewählt sein. Diese
immergrünen
Wälder gibt es auf allen Kontinenten beidseitig des Äquators bis ungefähr zum 10. Breitengrad, aber
teilweise auch deutlich darüber hinaus, wo sie dann in die subtropischen Regen- oder
Feuchtwälder übergehen.
Sofern die menschlichen Einflüsse auf das entsprechende Gebiet noch nicht allzu groß waren, handelt
es
sich um Primär- oder Urwald. Er ist grundsätzlich dicht und unzugänglich. Will man sich dort Zugang
verschaffen, erfordert das erheblichen Aufwand, vor allem Körpereinsatz mit technischen
Hilfsmitteln.
Tropische Regenwälder, die ein höchst komplexes Ökosystem voll gegenseitiger Abhängigkeiten und fast
geschlossener Kreisläufe bilden, beherbergen mehr als die Hälfte aller irdischen Tier- und
Pflanzenarten.
Nur ein Viertel des Niederschlags versickert dort im Boden und gelangt in die Flusssysteme, alles
übrige
wird von den Wurzeln der Bäume aufgenommen, in den Stämmen hinauf gepumpt und durch die
Spaltöffnungen
der Blätter als Dampf ausgeschwitzt. Weil das üppige Blattwerk zusammengenommen eine riesige
Verdunstungsfläche bildet, erzeugt das Schwitzen einen enormen Unterdruck in den Leitgefäßen der
Bäume,
wirkt mithin als Pumpantrieb. Überdies hält das Verdampfen die Temperatur im Wald erträglich, denn
dabei
kühlt sich die Umgebung ab.
Über den Baumwipfeln ballt sich der hochsteigende Wasserdampf zu Wolken, die über ihnen auch wieder
abregnen. Der Wald unterhält so einen speziellen Wasserkreislauf. In die “normale” große Zirkulation
gelangt das Wasser erst nach durchschnittlich sieben Umläufen: Der Regen fließt über Bäche, Flüsse,
Ströme ins Meer, verdunstet dort und wird als Wolken vom Wind wieder übers Land getrieben.
Erstaunlicherweise wächst die hochproduktive Lebensgemeinschaft Regenwald oft auf sandigen,
unfruchtbaren Böden. Dass solche Fülle im Mangel gedeihen kann, beruht auf dem Klima, das
ganzjähriges
Wachstum ermöglicht. Mikroorganismen und andere Bodenlebewesen bauen tote Pflanzen und Tiere rasch
ab -
fünf- bis zehnmal schneller als in mitteleuropäischen Gefilden. Die Bäume nehmen die Abbauprodukte
mit
ihren Wurzeln sofort wieder auf und führen sie dorthin, wo sie gebraucht werden. Im Wald der
gemäßigten
Klimazonen wird der Nährstoffvorrat hingegen als Humus gespeichert.
Geologische Charakterisierung von Regenwaldgebieten
Die größte zusammenhängende Fläche – zugleich mehr als die Hälfte der Gesamtfläche aller tropischen
Regenwälder – befindet sich im Bereich des Amazonasbeckens. Weitere große Regenwälder weisen
Äquatorialguinea und Gabun, das Kongobecken in Zentralafrika, Neuguinea und einige Inseln
Ost-Indonesiens auf.
Es ist nicht einfach, den tropischen Regenwald zu klassifizieren, da sich die ökologischen und
strukturellen Charakteristika in der Regel stark überschneiden. Grob können jedoch zwei Typen
unterschieden werden, nämlich Tiefland- und Berg-Regenwaldgebiete.
Abhängig von den landschaftlichen Höhenverhältnissen, umfassen die Ökosysteme mehrere
Vegetationsstufen.
Der Tiefland-Regenwald wächst bis etwa 1000/1500 m, Berg-Regenwald bis etwa 2000/2500 m Höhe. Die
kalt-tropischen Wolken- oder Nebelwälder jenseits von 2000 m Höhe werden aufgrund ihrer klimatischen
Besonderheiten nicht mehr zu den Regenwäldern gerechnet.
Berücksichtigt man die in der jeweiligen Region vorherrschenden saisonalen klimatischen
Verhältnisse,
verkompliziert die Charakterisierung erheblich. Sind Gebiete von einem Monsunklima geprägt, gehen
die
immergrünen tropischen Regenwälder über in halbimmergrüne Regenwälder, auch feuchte Monsunwälder
(regengrüne Feuchtwälder) und schließlich in trockene Monsunwälder (regengrüne Trockenwälder) über,
die
aufgrund der unter 2000 mm liegenden Jahresniederschlagssumme alle nicht mehr zu den Regenwäldern
gerechnet werden. Da die Regenzeiten in den Monsunwäldern regelmäßig durch Trockenzeiten abgelöst
werden, sind die Bedingungen weniger ausgeglichen als im tropischen Regenwald. Die ausgeprägtesten
Monsunwälder finden sich, sofern noch vorhanden, in Indien und Südostasien sowie in Afrika zwischen
den
Regenwäldern und den Feuchtsavannen.