Insekten

Ameisen (Formicidae)

… sind in fast allen Klimazonen unseres Planeten anzutreffen. Bisher wurden mehr als 14.000 von insgesamt 20.000–30.000 vermuteten Arten beschrieben. In Europa kommen etwa 600 Arten vor. Der größte Artenreichtum findet sich in den Tropen. Ameisenarten sind in Staaten organisiert, bestehend aus Individuen verschiedener Kasten (Arbeiterinnen, Soldatinnen), fast ausnahmslos Weibchen mit nur einem oder wenigen fruchtbaren Weibchen (Königinnen) und geflügelten Männchen. Ameisenstaaten und deren Organisationsstrukturen zeigen und beweisen eindrücklich, wie Eusozialität und zugleich nachhaltige, positive Umweltbeeinflussung funktionieren.

Käfer (Coleoptera)

… sind mit weit über 380.000 beschriebenen Arten in 179 Familien die weltweit größte Ordnung der Insekten-Klasse – noch immer werden jährlich hunderte neue Arten beschrieben. Sie sind auf fast allen Kontinenten verbreitet; in Mitteleuropa kommen rund 8000 Arten vor. Der größte Artenreichtum findet sich in den Tropen. Es gibt praktisch keine organische Nahrungsquelle, die nicht durch bestimmte Käferarten ausgeschöpft wird, wobei das Nahrungsspektrum einzelner Arten stark variiert mit hohem Spezialisierungsgrad. Älteste fossile Funde stammen aus dem Perm und sind etwa 265 Millionen Jahre alt.

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Sie sind die eigentlichen Herrscher im Regenwald. Manche Kronen einzelner Bäume können bis zu 160 Käferarten beherbergen. Diese spektakulär großen, farbenfrohen und fotogenen Exemplare sind statistisch betrachtet die Ausnahme. Die meisten Regenwald-Insekten sind nämlich völlig unscheinbar und winzig. Zudem sind sie perfekt getarnt und finden Unterschlupf in Höhlen oder unter Steinen. Viele finden “Vorbilder”: vegetative Lebensformen, die sie kopieren können, und sie verstecken sich dann in einer anderen “unappetitlichen” Identität. Z.B. stellt ein Grashüpfer ein skelettiertes Blatt, eine Fangschrecke Flechten oder eine Gottesanbeterin einen Zweig dar, um von ihren hungrigen Fressfeinden übersehen zu werden.

Etwa jedes zweite Insekt ist eine Ameise. Die Vielfalt der Ameisenarten ist zwar ähnlich groß wie die der Käfer, jedoch zahlenmäßig sind sie exponentiell überlegen. Die Biomasse von Ameisen in tropischen Regenwäldern übertrifft die der Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien um ein Vielfaches. Auf einem Hektar Regenwald leben bis zu acht Millionen Ameisen. Etwa 60% von ihnen finden sich auf dem Boden, während 40% im Kronendach angesiedelt sind. Am auffälligsten sind sicherlich ➔ Blattschneiderameisen.

Symbiose zwischen Pflanzen und Ameisen - Myrmekophylaxis

An faszinierenden Symbiosen und Verflechtungen bieten Regenwälder Beispiele zuhauf. Herausragend etwa sind die Bande zwischen Pflanzen und Ameisen, die als heimliche Herrscher des grünen Kosmos der puren Individuenzahl nach alle anderen Tiere übertreffen und auch die größte Biomasse stellen. In Malaysia etwa besiedeln Ameisenarten spezifisch bestimmte Bäume der Gattung Macaranga. Sie beißen sich Zugänge in den hohlen Stamm und kultivieren darin Schildläuse, deren zuckrige Ausscheidungen sie trinken.

Obwohl nur wenige Millimeter groß, schützen die Insekten ihren Wohnbaum effektiv: Sie greifen Pflanzen fressendes Getier an, patrouillieren auf der Oberfläche von Blättern und Stamm und entfernen Fremdpartikel wie Schmetterlingseier, aus denen gierige Raupen schlüpfen können. Und sie beißen jegliches Pflanzengewebe ab, das mit ihrem Wirt in Kontakt kommt - und bewahren damit besonders Jungbäume vor der Überwucherung durch Ranken. Macaranga belohnt die Untermieter im Gegenzug mit Nährkörperchen, keinen protein-, fett- und stärkereichen Auswüchsen. Der große biologische Erfolg der Ameisen beruht sicherlich zum guten Teil auf deren Kooperation mit anderen Tieren und Pflanzen.

Koevolution bei Käfern

Welche Artenexplosion Koevolution auslösen kann, ist an einer der vielfältigsten Organismengruppen belegt: den Käfern. Mehr als 330.000 Spezies sind bislang bekannt, die Hälfte davon ist auf Pflanzendiät spezialisiert. Aus Erbgutanalysen und Gestalt-Ähnlichkeiten lässt sich ein Käfer-Stammbaum rekonstruieren. Verblüffenderweise verzweigt dieser sich myriadenfach (unzählbar), just nachdem Blütenpflanzen vor rund 100 Millionen Jahren die evolutionäre Bühne betreten hatten.

Diese Pflanzen waren wie eine neue, unbewohnte Insel und die Blatt fressenden Käfer waren unter den ersten Kolonisten. Die Expansion in das ökologische Niemandsland setzte eine Spirale in Gang: Bäume und Büsche reagierten auf die Attacken der gierigen Krabbeltiere mit der Bildung chemischer Abwehrstoffe. Die nun besser geschützten Pflanzen forcierten die Entstehung neuer Käfer, welche wiederum die Flora zu Innovationen trieben. Und so weiter. Letztlich haben sich allein auf diese Weise rund 100.000 Käferarten entwickelt.

Uneinheitliche Käfer-Vergesellschaftungen auf Bäumen!

Die Erkenntnis, dass Arten eines Regenwaldes oft in exklusiven Nischen leben und ihre Gemeinschaften ein Gleichgewicht anstreben, gilt paradoxerweise nicht bei Käfern. Bei ihnen lässt sich keine Gesellschaftsstruktur finden und nachweisen: Die 1063 Pflanzen fressenden Exemplare, die (mit entspr. Aufwand) aus den Kronen von 19 Baumriesen im Iwokrama-Wald (Guyana) geholt wurden, verteilen sich auf 688 Spezies. 60 % der Arten waren lediglich mit einem Individuum vertreten, 96 % mit weniger als 10 Exemplaren. Die Krabbeltier-Gemeinschaften auf verschiedenen Bäumen variieren scheinbar wahllos.

Eine erneut völlig andere Käfer-Mischung stellte sich bei einem zweiten Experiment sechs Monate später heraus. Auf jedem Baum findet sich die gleiche Menge neuer Arten. Welches hier die Spezialisten sind, ist nicht feststellbar. Denn weil sie so selten sind, gehen sie im Heer der anderen unter. Ganz ähnliche Ergebnisse lieferten übrigens Käfer-Volkszählungs-Versuche, die im Kinabalu-Nationalpark (Borneo) gemacht wurden.

Der grundsätzliche Aspekt, dass Käferarten je nach Baumart variieren können, sollte nicht unerwähnt bleiben. Einige sind wirtsspezifisch, z.B. nur auf bestimmten blühenden Bäumen zu finden. Ansonsten will ich mir als interessierter Statist eine weitergehende oder genauere Interpretation des Ergebnisses vom beschriebenen Versuch nicht erlauben.

Ameisen

Die wahren Herrscher unterm Blätterdach

Schmetterlinge

Biologisch-statistische Käferzählung und -sortierung am Turtle Mountain Camp, Guyana

Batus barbicornis, langhörniger Bockkäfer, Iwokrama-Wald, Guyana

Enoplocerus armillatus, Riesenbockkäfer, Guyana

Maulwurfsgrille (Gryllotalpidae), Darién-Nationalpark, Panama

Macrodontia cervicornis, Säbelzahnbockkäfer, einer der größten Käfer, Guyana

Unbestimmter Stummelfüßer-Wurm, Onychophora, Darién-Nationalpark, Panama

Ameisenwespen-Art (Mutillidae) “Samtameise”, Guyana

Discomorpha variegata, eine Schildkäfer-Art (Cassidinae) der Blattkäfer-Familie (Chrysomelidae), Guyana

Eine unbestimmte Heuschrecken-Art (Orthoptera) aus Kolumbien. Ich kann nur mutmaßen, welchem Sinn und Zweck dieses spektakuläre Farbmuster dienlich ist. Es geht hier offenbar nicht um Unsichtbarkeit durch Tarnung, sondern im Gegenteil. Abschreckung durch Verwirrung von Fressfeinden?

Hier handelt es sich um ein unbestimmtes Mitglied der artenreichen Rüsselkäfer-Familie (Curculionidae). Als prominentes Beispiel zählt auch der heimische (rüssellose) Borkenkäfer dazu. In den Tropen sind allerdings die meisten Arten anzutreffen, so wie dieser größere Vertreter. Die Aufnahme entstand im Iwokrama-Wald in Guyana, wo noch zahlreiche “unentdeckte” Arten vermutet werden.