Symbiosen
sind Lebensgemeinschaften zwischen Organismen unterschiedlicher Arten, bei denen die beteiligten Partner Vorteile daraus ziehen und voneinander profitieren. Fast die gesamte Biomasse auf unserem Planeten besteht aus symbiotischen Systemen, wovon die Regenwälder als Symbiosen-Hotspots gelten. Sofern sich die Lebewesen in einer Symbiose durch ihre Größe erheblich unterscheiden, bezeichnet man den größeren Partner oft als Wirt, den kleineren als Symbiont. Wegen einer unüberschaubaren Vielzahl von wechselseitigen Abhängigkeiten wird grob zwischen verschiedenen Symbioseformen unterschieden, z.B. nach dem Grad der wechselseitigen Abhängigkeit, auf Basis der räumlichen Beziehung oder nach der Art des erzielten Nutzens beider beteiligter Arten. Sofern aus einer “Symbionten-Verschmelzung” neue Arten hervorgegangen sind, handelt es sich um Symbiogenese, ähnlich der Endosymbiontentheorie.

Kannenpflanze Nepenthes ampullaria betreibt Symbiosen mit diversem Kleingetier, indem sie ihnen Unterschlupf gewährt. So suchen zumindest zeitweise die Landkrabbenart Geosesarma malayanum und bestimmte Krabbenspinnen-Arten die Kannen auf, um deren Inhalt teilweise zu plündern, indem sie an der Oberfläche der Verdauungsflüssigkeit schwimmende Opfer herausfischen.
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Die Regenwälder als Symbiosen-Hotspots
An faszinierenden Symbiosen und Verflechtungen bieten Regenwälder Beispiele zuhauf.
Wegen der vollkommen unüberschaubaren Vielzahl können hier nur einzelne Beispiele bekannter
Symbiosen beschrieben werden. Mit Sicherheit sind die meisten der sich vor allem im mikroskopischen
Bereich abspielenden Symbiosen noch völlig unbekannt, geschweige denn erforscht.
Mykorrhiza - Symbiose zwischen Pilzen und Pflanzenwurzeln
Die wichtigste und am weitesten verbreitete Symbiose im Pflanzenreich ist die Mykorrhiza. 80-90 % der
weltweiten höheren Landpflanzen sind mit Pilzen in Form einer arbuskulären (lat. arbusculus „kleiner
Baum“, bezogen auf die verzweigten, baumähnlichen Strukturen in/an den Wurzeln) Mykorrhiza (AM)
vergesellschaftet, einer seit mehr als 400 Millionen Jahren existierenden Symbiose. Es ist bereits
anhand dieser Zahlen offensichtlich, dass pilzliche Wurzelsymbionten eine enorme ökologische
Bedeutung haben. Die Pilzpartner in der AM nehmen anorganische Nährstoffe und Wasser aus dem Boden
auf und stellen diese der Pflanze zur Verfügung. Im Gegenzug erhalten sie von der Wirtspflanze die
benötigten Kohlenhydrate. Durch diesen ausgeprägten bidirektionalen Nährstofftransport spielen
AM-Pilze eine wichtige Rolle in den globalen Stoffkreisläufen von Phosphor, Stickstoff und
Kohlenstoff. Aufgrund ihrer zentralen Stellung an der Schnittstelle Boden-Pflanze prägen sie
zudem direkt und indirekt die Diversität und Produktivität von Pflanzengemeinschaften. Darüber
hinaus können AM-Pilze die Resistenz von Pflanzen gegenüber Pathogenen sowie Trockenstress erhöhen.
Trotz dieser bedeutenden Funktionen von AM-Pilzen, die wir in fast allen terrestrischen Ökosystemen
finden, ist ihre Biodiversität in Bezug auf funktionelle und ökologische Aspekte wenig
verstanden.
Die Unterschiede bei der Mykorrhiza zwischen tropischen und gemäßigten Pflanzen liegen vor allem in
der Art der Pilzsymbiose (Ektomykorrhiza vs. Endomykorrhiza) und der Nährstoffverfügbarkeit. Während
in gemäßigten Klimazonen und an nährstoffarmen Standorten der Tropen oft Ektomykorrhiza mit Bäumen
vorkommt, ist in den tropischen Regenwäldern die viel weiter verbreitete Endomykorrhiza
vorherrschend, da die meisten Pflanzen dort Nährstoffe über Endomykorrhiza aufnehmen.
Auch Orchideen bilden eine solche Endomykorrhiza aus, die als orchidoide Mykorrhiza bezeichnet wird.
Dabei wachsen die Pilzfäden in die äußeren Zellschichten der Wurzel- oder Rhizomzellen hinein, um
einen Austausch von Nährstoffen und Kohlenhydraten zu ermöglichen. Dies ist besonders für die
embryonale Entwicklung aus einem Samen (Orchideenkeimung) wichtig, da ihre winzigen Samen kein
eigenes Nährgewebe besitzen und auf die Pilze angewiesen sind.
Leider stößt diese herausragend wichtige Symbiose in der Öffentlichkeit auf wenig Beachtung und
Interesse, weil ein Mikroskop zu ihrer Erkennung erforderlich ist und sie sich im Boden
abspielt.
Myrmekotrophie - Symbiose zwischen Ameisen und Pflanzen
Ameisen gelten zurecht als die heimlichen Herrscher des grünen Kosmos. Der puren Individuenzahl nach
übertreffen sie alle anderen Tiere und stellen auch die größte Biomasse dar. Oft besteht eine Bande
zwischen ihnen und verschiedenen Pflanzen. In Malaysia etwa besiedeln Ameisenarten spezifisch
bestimmte Bäume der Gattung Macaranga. Sie beißen sich Zugänge in den hohlen Stamm und kultivieren
darin Schildläuse, deren zuckrige Ausscheidungen sie trinken. Obwohl nur wenige Millimeter groß,
schützen die Insekten ihren Wohnbaum effektiv: Sie greifen Pflanzen fressendes Getier an,
patrouillieren auf der Oberfläche von Blättern und Stamm und entfernen Fremdpartikel wie
Schmetterlingseier, aus denen gierige Raupen schlüpfen können. Und sie beißen jegliches
Pflanzengewebe ab, das mit ihrem Wirt in Kontakt kommt - und bewahren damit besonders Jungbäume vor
der Überwucherung durch Ranken. Macaranga belohnt die Untermieter im Gegenzug mit Nährkörperchen,
kleinen protein-, fett- und stärkereichen Auswüchsen. Der große biologische Erfolg der Ameisen
beruht sicherlich zum guten Teil auf deren Kooperation mit anderen Tieren und Pflanzen.
Zu den vielfältigen Beziehungen zwischen Ameisen und Pflanzen gibt es ➔ HIER eine Extra-Rubrik.
Bromelien und ihre Mikroteiche
Typisch für Bromelien ist die Wuchsform mit gestauchter Sprossachse und einer Blattrosette, die wie
Kelche oder Trichter funktionieren. Sie unterhalten darin eigene kleine Biotope, die sie mit
Nährstoffen versorgen. In ihren Blattrosetten sammelt sich staubbefrachtetes Wasser wie in Tümpeln.
Darin leben Algen, Bakterien und tierische Einzeller, die abgefallene Blätter und anderes totes
Pflanzenmaterial zersetzen. Diese winzigen Lebewesen dienen Mückenlarven als Nahrung. Die
Mückenlarven wiederum werden von Insekten, Fröschen und Kaulquappen gefressen und die dann von
Vögeln, Fledermäusen oder kleinen Säugetieren. Das mit deren Exkrementen angereicherte Wasser nehmen
die Bromelien mit Saugschuppen auf ihren Blättern als Dünger auf.
Kannenpflanzen und Bergspitzmäuse
Kannenpflanzen sind fleischfressende Pflanzen, die vor allem auf Borneo vorkommen. Manche Arten gehen
eine ungewöhnliche Partnerschaft mit der Bergspitzmaus ein. Diese hinterlässt ihre Ausscheidungen
auf der Kanne der Pflanze, die dadurch zusätzlichen Dünger erhält, während sie den angebotenen
Nektar abschleckt.
Flechten (Lichen)
… sind eine symbiotische Lebensgemeinschaft zwischen einem oder mehreren Mykobionten und einem oder
mehreren Photobionten. Mykobionten sind Pilze; Photobionten sind Grünalgen oder Cyanobakterien. Erst
in der Symbiose bilden sich die typischen Wuchsformen der Flechten heraus. Der Anteil endemischer
Arten, die nur in einer begrenzten Region vorkommen, ist bei Flechten viel niedriger als bei
Blütenpflanzen.
Es dürfte aber kaum verwundern, dass auch die tropische Flechtenflora ausgesprochen artenreich ist,
an die speziellen Bedingungen angepasst. Zwar steht ihnen dort ausreichend Feuchtigkeit zur
Verfügung. Doch Sonnenlicht ist oft ein begrenzender Faktor. Auffällige Bestände bilden die Flechten
allerdings nur in den tropischen Bergwäldern. Hier findet sich eine große Vielfalt an baumlebenden
Flechten, die oft wie Schleier von den Ästen der Bäume hängen. (Nicht umsonst werden diese Wälder
auch als „Elfenwälder“ bezeichnet.) In den Regenwäldern des Tieflandes gedeiht ebenfalls eine große
Zahl von Flechten. Doch handelt es sich dabei vorwiegend um unscheinbare kleine Krustenflechten.
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