Isolierte Savannen-Inseln

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Vom Regenwald umschlossene Savannen des Guayana-Schildes

Die Regenwälder auf dem Gebiet nordöstlich der zentralen Amazonas-Region sind von auffälligen, mehr oder weniger großen, einzelnen Savannen-Landschaften durchzogen, besonders aus der Luft gut erkennbar. Dieses Savannen-Phänomen war für mich zunächst unerklärbar, weil sich (ausnahmsweise) menschliche Einflüsse als Ursache ausschließen lassen. Vielmehr ist hier ein kompliziertes Zusammenspiel vom geologischen “Unterbau” und des Langzeit-Klimas als Ursache verantwortlich.

Stellvertretend für diese isolierten natürlichen Savannen-Areale stehen z.B. die Sipaliwini- und Rupununi-Savanne. So mühsam es ist, sich vom Dorf Sipaliwini im Südwesten von Surinam durch dichte Bewaldung schlagen zu müssen, so abrupt endet diese plötzlich, man hat freie Sicht und steht vor einer Savannenlandschaft von besonderer Schönheit.

Der entscheidende Faktor für die Existenz derartiger Savannen-Gebiete sind die lokalen geologischen Bedingungen und die daraus resultierenden Bodenbeschaffenheiten. Während tropische Regenwälder typischerweise auf nährstoffarmen, aber tiefgründigen Böden (Laterit) wachsen, die eine hohe Wasserspeicherkapazität haben, liegen die Savannen auf einer speziellen geologischen Struktur, des oben erwähnten Ur-Gebirges (Guayana-Schild).

Die Savanne befindet sich somit auf einem Untergrund, der größtenteils aus granitischem Gestein besteht, das nur eine sehr dünne Schicht Erde darüber hat. Der granitische Untergrund und die dünne Erdschicht können das Wasser aus den üblichen starken Regenfällen nicht gut speichern. Das Wasser fließt schnell ab oder sammelt sich in Senken. Hinzu kommt noch die abwechselnde Feuchtigkeit, was zu einem Paradox führt: Obwohl die Region insgesamt extrem feucht ist, sind die Böden in den Savannen-Gebieten während der kurzen Trockenperioden sehr trocken, während sie in der Regenzeit schnell überflutet werden.

Diese extremen hydrologischen Bedingungen und der nährstoffarme, oberflächliche Boden begünstigen das Wachstum von trockenresistenten Gräsern und Sträuchern, die typisch für Savannen sind, und verhindern gleichzeitig die Entwicklung von tiefwurzelnden Bäumen, wie sie im umliegenden Regenwald vorkommen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt sind Klimaschwankungen in der Vergangenheit. Paläobotanische Untersuchungen legen nahe, dass die Savannen-Gebiete in Südamerika, einschließlich der Sipaliwini-Savanne, in trockeneren Perioden der Erdgeschichte, insbesondere während der Eiszeiten, zusammenhängende Savannenlandschaften bildeten. In diesen Trockenphasen dehnte sich die Savanne aus und der Regenwald zog sich zurück. Mit dem Ende der letzten Eiszeit und dem Anstieg der Feuchtigkeit (Holozän) breiteten sich die Regenwälder wieder aus, umhüllten die Savannen-Inseln und isolierten sie.

Daher können die heute isolierten Savannen auch als fossile Überbleibsel einer früheren, ausgedehnteren Landschaftsform angesehen werden, die aufgrund ihrer speziellen Bodenbeschaffenheit überdauern konnte. Dies wird durch die Existenz ähnlicher Tier- und Pflanzenarten auf diesen Inseln untermauert, die sich nur auf Savannen spezialisiert haben, wie beispielsweise die Klapperschlange (Crotalus durissus).

Die Sipaliwini-Savanne ist somit ein natürlich entstandenes Phänomen, das durch die Wechselwirkung von Geologie, Untergrund-, Bodenbeschaffenheit und historische Klimaveränderungen geformt wurde, nicht durch menschliche Aktivität.

Die Ur-Gebirgs-Region ist umrandet, das Bergland von Guayana oder Guayana-Schild. Die unmittelbar anschließenden Küsten gehören ausdrücklich nicht dazu.

Das Bergland von Guayana

Auch "Guayana-Schild" genannt, ist das geologische Hochland im Nordosten Südamerikas, einschließlich Französisch-Guayana, Surinam, Guyana, Venezuela sowie Teilen Kolumbiens und Brasiliens (s. Karte).

Es handelt sich konkret um ein Ur-Gebirge, das vor etwa 1,7 Milliarden Jahren (Präkambrium) entstanden ist, als Resultat von tektonischen Prozessen der Gesteinsbildung und Hebung aufgrund der Kontinentalplatten-Wechselwirkung zwischen Südamerika und Afrika, die zu diesem Zeitpunkt noch vereint waren. Somit stellt es eine der ältesten geologischen Einheiten der Erde dar.

Allerdings ist von diesem Gebirge, einst so mächtig wie die Alpen, heute aufgrund von Erosionswirkung nicht mehr viel übrig, so dass der größte Teil dieses Gebietes flach bis hügelig ausfällt. Nur im Westen, dem eigentlichen Hochland, existieren noch beeindruckende, fast 3000 m hohe Tafelberg-Sandsteinformationen, auch Tepuis genannt. Sogar in Zentral-Surinam gibt es so ein Tafelberg-Massiv, welches mit seinen “nur” 1000 Höhenmetern und vom Urwald überwuchert fast in der Landschaft untergeht. Diese Hochebenen sind jedoch ein Thema für sich. Dieser Beitrag widmete sich den vereinzelten, vom Regenwald eingebetteten flachen Savannen-Landschaften.

Die Sipaliwini-Savanne im Südwesten von Surinam aus der Flug-Perspektive

Die Kayser-Savanne ➔ 3°04'19.3"N 56°26'49.8"W in Surinam misst nur wenige Hektar, ist kaum höher als die Umgebung und besteht größtenteils aus nacktem Felsgestein, zu erreichen vom Kayserberg-Airsrip über den Zuid-River.

Luftaufnahme der Lisa Falls am Tafelberg in Zentral-Surinam ➔ 3°54'11.2"N 56°09'19.3"W

Die Bildung der natürlichen Atlantikküsten, hier z.B. westlich von Boskamp in Surinam, haben einen eigenen Entstehungsprozess. ➔ Hier die Erklärung.

Von Sipaliwini-Airstrip Start Richtung Ost ➔ 2°01'36.1"N 56°07'34.2"W. Im Hintergrund der abrupte Übergang vom Regenwald zur Sipaliwini-Savanne.

In der Sipaliwini-Savanne mit aufziehendem Regenschauer

Der Berg “Vier Gebroeders” 560 m in der Sipaliwini-Savanne

Oben rechts die Vier Gebroeders aus der Flug-Perspektive. Man erkennt, dass es 4 Gipfel sind.

Unterwegs in der Sipaliwini-Savanne. Das Vorankommen kann auch hier beschwerlich sein.

Eine Scherenschwanz-Nachtschwalbe, Hydropsalis torquata, Sipaliwini-Savanne, isolierte Population, kommt sonst südlich des Amazonas-Gebietes vor.